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… hat drei Aufgaben: Einmal ist sie als die interaktive Ergänzung zu meinem inzwischen abgeschlossenen Dissertationsprojekt „Hitzig und Berlin. Zur Organisation von Literatur (1800-1840)“ gedacht. Dann stellt sie mein aktuelles, an der Humboldt-Universität zu Berlin angesiedeltes Forschungsprojekt „Briefedition Julius Eduard Hitzig“ vor. Drittens gibt sie Auskunft über die Aktivitäten der Emmy Noether-Nachwuchsgruppe "Berliner Intellektuelle 1800-1830".

Montag, 5. Dezember 2011

Brief-Edition im digitalen Zeitalter

Im Oktober 2011 fand in Weimar eine Fachtagung mit dem Titel "Brief-Edition im digitalen Zeitalter" statt. Der Tagungsbericht ist jetzt auf H-Germanistik erscheinen:

"Im Zentrum der Beschäftigung mit wissenschaftlichen Briefeditionen standen noch bis vor Kurzem naturgemäß traditionelle gedruckte Ausgaben. Nicht von der Hand weisen lässt sich allerdings, dass sich unter dem Einfluss elektronischer Publikationsmöglichkeiten auch und gerade für Briefeditionen neue Darstellungs- und Dokumentationsmöglichkeiten ergeben können, die durchaus innovative Erkenntnisinteressen generieren. Die Weimarer Tagung „Brief-Edition im digitalen Zeitalter“ hatte sich daher zum Ziel gesetzt, Fragen nach veränderten editionswissenschaftlichen Standards z. B. der Textkonstitution von Briefen, ihrer editorischen Aufbereitung und Darbietung, sowie der Briefkommentierung unter dem Einfluss der elektronischen Medien nachzugehen. [...]"

Der vollständige Tagungsbericht ist hier nachzulesen.

Montag, 14. November 2011

Gelehrtes Berlin

Der Terminus "Gelehrtes Berlin" ist für Julius Eduard Hitzig in zweierlei Hinsicht zentral: Zum einen heißt so das von ihm 1826 herausgegebene Schriftstellerverzeichnis, das auch heute noch herangezogen wird, wenn man sich über die schreibende Zunft in Berlin um 1820 informieren will. Zum anderen trägt eine zeitgenössische Lithographiereihe diesen Namen, in der Hitzigs Konterfei abgebildet wird. Hitzig widerfährt damit die Aufnahme in den erlesenen Kreis von 27 ausgewählten Berliner Gelehrten der Sattelzeit - und das, obwohl er Zeit seines Lebens weder der Berliner Universität noch der Königlich-Preußischen Akademie der Wissenschaften angehört hat. 
Der jetzt erschienene Aufsatz 'Julius Eduard Hitzig und das gelehrte Berlin' geht beidem nach und versucht sich dadurch dem Begriff des Gelehrten um 1820 anzunähern.    

Weiterlesen:
Anna Busch, 'Julius Eduard Hitzig und das gelehrte Berlin', in: Iwan-M. D’Aprile, Roland Berbig, Helmut Peitsch, Erhard Schütz (Hrsg.), Berlins 19. Jahrhundert. Ein Metropolen-Kompendium (Berlin, 2011), S. 147-160.




Mittwoch, 24. August 2011

Hitzigs 'Lesezimmer für die Universität'

Am 15. Oktober 1810, pünktlich zum Beginn der ersten Vorlesungen an der Berliner Universität, eröffnete Julius Eduard Hitzig sein ‚Lesezimmer für die Universität‘ in der Charlottenstraße 32 – in unmittelbarer Nähe zur Universität. Zu verdanken war diese bildungsbürgerlich geprägte Einzelinitiative seinem ausgeprägten verlegerischen und kulturpolitischen Kalkül, mit dem er eine entscheidende Lücke in der Wissenschaftslandschaft Berlins erkannt hatte und diese gewinnbringend zu schließen versuchte. Zugrunde lag die Erkenntnis, dass es bei Aufnahme des Universitätsbetriebs in Berlin an einer Fachbibliothek fehlen würde, die sowohl die Bedürfnisse von Lehrenden als auch Lernenden decken konnte. Eine entscheidende Rolle für den fundierten wissenschaftlichen Austausch in Berlin spielte dabei die Bereitstellung von Fachzeitschriften, die in Hitzigs Lesezimmer eingesehen und exzerpiert werden konnten.

Weiterlesen:
Anna Busch, ‚Wissensorganisation und -vermittlung in der Gründungsphase der Berlin Universität. Julius Eduard Hitzigs 'Lesezimmer für die Universität' als erste Berliner Universitätsbibliothek‘, in: Anne Baillot (Hrsg.), Netzwerke des Wissens. Das intellektuelle Berlin um 1800 (Berlin, 2011), S. 155-169.

Donnerstag, 14. Juli 2011

Hitzig, Kleist und die Briefkultur um 1800

Passend zum Kleist-Jahr 2011 findet vom 27. bis zum 30. September in Krakau eine Tagung mit dem Titel "Heinrich von Kleist und die Briefkultur um 1800" statt. Mein Beitrag zu dieser Veranstaltung ist folgendermaßen angekündigt:

Form als Inhalt? – Die Korrespondenz des Kleistverlegers Julius Eduard Hitzig im Spiegel ihrer Materialität
Geht man davon aus, dass der Privatbrief noch im 18. Jahrhundert als das Gespräch zwischen Freunden in Abwesenheit verstanden wird (Gellert) und wendet man Kleists in seinem – in Briefform abgefassten – Aufsatz „Über die allmähliche Verfertigung der Gedanken beim Reden“ (1804/05) formulierte Grundaussage folgerichtig auf Privatbriefe an, dann muss daraus geschlossen werden, dass auch jeder einzelne Brief um 1800 zumindest nach Kleists Verständnis einer gedanklichen Entwicklung unterliegt, die sich erst durch den Schreibprozess Bahn bricht. Der Brief und das Schreiben des Briefes werden in diesem Zusammenhang zum Katalysator einer tieferen Einsicht, wobei die „Erkenntnis mit [der Formulierung] der Periode“ erreicht ist.

Dienstag, 14. Juni 2011

Berliner Intellektuelle 1800-1830

Zur Entstehung einer sozialen Gruppe, ihrer Netzwerke, ihrem literarischen, wissenschaftlichen und politischen Selbstverständnis und ihrer Positionierung innerhalb der Ideengeschichte 

Im Mittelpunkt des DFG-Projektes „Berliner Intellektuelle 1800-1830“ (Humboldt-Universität zu Berlin) steht die Frage nach Art und Bedeutung der Teilnahme von Berliner Gelehrten und Intellektuellen an öffentlichen Diskursen mit besonderer Berücksichtigung ihrer Kommunikationsstrategien und der damit einhergehenden literarischen, wissenschaftlichen und politischen Positionierungen. Untersucht werden die Berliner Intellektuellennetzwerke zwischen 1800 und 1830 als Orte des Kultur- und Wissenstransfers. Zentral sind dabei die Kombination von Residenz- und Universitätsstadt, die vorhandenen wissenschaftlichen und kulturellen Einrichtungen und die akute identitäre Krise, die durch die Befreiungskriege ausgelöst wird.

Montag, 18. April 2011

Der Fall Fonk

Ein hoch brisanter und kontrovers diskutierter Strafrechtsfall des Vormärz - die "erste deutsche cause célèbre" - war der Rechtsfall um Peter Anton Fonk. Ab 1816 bestimmte der Prozess und sein Ausgang das öffentliche Gespräch, das Julius Eduard Hitzig in Berlin zugunsten Fonks zu beeinflussen suchte. Dabei bediente sich Hitzig u.a. des von ihm herausgegebenen "Neuen Pitavals", in den er den "Fall Fonk" aufnahm und ihm - als Unterhaltungslektüre aus dem Kriminalgenre getarnt - eine politisierende Kommentaraufgabe zukommen ließ. 

Weiterlesen:
Anna Busch: Julius Eduard Hitzig und die öffentlichkeitswirksame Popularisierung des Rechts, in: Claude D. Conter (Hrsg.), Literatur und Recht im Vormärz, Jahrbuch 2009 des Forum Vormärz Forschung (Bielefeld 2010), S. 123–136.

Montag, 28. März 2011

Hitzig und Chamisso: „Verwahre meine Briefe, Briefe sind Archive.“

Fest steht: Es fehlt an einer Edition der Korrespondenz Chamissos. Dabei war es Chamisso selber, der seinem Freund Louis de la Foye in einem Brief nahelegte: „Verwahre meine Briefe, Briefe sind Archive.“ Diese Aufforderung fruchtete insofern, als eine Großzahl der Chamissoʼschen Korrespondenzpartner seine Briefe wie Schätze bewahrten und sie seinem ersten Biographen und Freund Julius Eduard Hitzig für dessen „Leben und Briefe von Adelbert von Chamisso“ zum Abdruck zur Verfügung stellten. Diese erste Briefausgabe gilt in der Forschung nach heutigen wissenschaftlichen Standards als mangelhaft, da Hitzig entscheidende Änderungen in den Chamissoʼschen Briefen vornahm. Tatsächlich verdanken wir ihr allerdings eine erste Orientierungsmöglichkeit hinsichtlich des Chamissoʼschen Briefnachlasses. Hitzig hatte bei seiner Zusammenstellung nämlich neben den durch die Briefpartner überlassenen Briefen Zugriff auf umfangreichstes Nachlassmaterial.

Mittwoch, 23. Februar 2011

Julius Eduard Hitzig: Biographisches

Der folgende biographische Abriss basiert auf einem von Sebastian Panwitz erstellten Lebenslauf Julius Eduard Hitzigs, der von mir nach genauer Quellenanalyse überarbeitet und erweitert worden ist. Er findet sich auch im Datenbankportal der Berliner Klassik.

1780
Hitzig wurde als Isaak Elias Itzig am 26. März 1780 in Berlin geboren. Sein Vater Elias Daniel Itzig (1755-1818) war jüdischer Lederfabrikant und Stadtrat in Potsdam, sein Großvater Daniel Itzig (1723-1799) der Bankier und Oberlandesälteste der sämtlichen Judenschaften der Preußischen Staaten, der 1791 ein Naturalisationspatent verliehen bekam, welches ihm und allen seinen Nachkommen die Rechte christlicher Staatsangehöriger verlieh. Isaak Elias' Mutter hieß Marianne, geb. Herz Leffmann (1758-1827).